Der geschützte Demenzbereich

Manch­mal gehen demen­zi­el­le Erkran­kun­gen mit Ver­hal­tens­än­de­run­gen ein­her, die es sehr schwer oder unmög­lich machen, die Ver­sor­gung auf einem „nor­ma­len“ Wohn­be­reich zu gewähr­leis­ten. Wenn der Bewoh­ner oder die Bewoh­ne­rin bei­spiels­wei­se in frem­de Zim­mer geht, schreit und/oder aggres­siv ist, reagie­ren die Mit­be­woh­ner oft­mals genervt und mit Unver­ständ­nis. Die betrof­fe­ne Per­son selbst spürt die ihr ent­ge­gen­ge­brach­te Ableh­nung, was nicht zu deren Wohl­be­fin­den bei­trägt. Nicht so auf unse­rem geschütz­ten Bereich, denn hier herrscht „Ord­nung in der ‚Anders­welt‘“.

Ord­nung in der ‚Anders­welt‘“:

Jeder hier auf dem Wohn­be­reich darf sein „Päck­chen“ tra­gen.

Wir sind flei­ßig und räu­men ger­ne auf oder um. Das ist nicht schlimm, denn es zeigt, dass wir uns am All­tag betei­li­gen.

Alles darf ange­fasst, hin- und her­ge­stellt wer­den.

Unse­re Vor­stel­lung von Ord­nung ent­spricht viel­leicht nicht der von euch, aber schließ­lich ist es unser Zuhau­se.

Was heu­te mir gehört, gehört mor­gen dir.“

Mei­ne Tas­se kann auch dei­ne Tas­se sein.“

Uns ist es egal, aus wel­cher Tas­se wir trin­ken und von wel­chem Tel­ler wir essen − Haupt­sa­che, wir wer­den satt.

Gehst du in mein Zim­mer, geh ich in dein Zim­mer.“

Viel­leicht legen wir uns mal in ein frem­des Bett. Uns stört es nicht − jedes freie Bett ist ein Platz zum Aus­ru­hen.

Sin­gen, brum­men, schimp­fen, „Hal­lo“ rufen

Wir haben nun mal unse­re eige­ne Spra­che − wer uns kennt, ver­steht uns auch.

Das Wan­dern ist (nicht nur) des Mül­lers Lust.“

Wir gehen oft und gehen viel − lasst uns ruhig!

Haben wir Tag oder Nacht?“

Wenn wir am Tag genug zu tun haben, sind wir nachts auch müde. Wenn es dann mal anders ist, soll­te es euch nicht stö­ren.

Ich füh­le mich nicht ver­stan­den.“

Zeigt uns mit eurer Wert­schät­zung, das ihr uns akzep­tiert, wie wir sind, dann ver­ste­hen wir euch auch.

Ich kann mich noch allei­ne anzie­hen.“

Wenn uns das nicht immer so rich­tig gelingt, freut euch doch ein­fach mit uns, dass wir es allei­ne gemacht haben.

Wer schläft, sün­digt nicht.“

In Gemein­schaft schläft es sich auch im Sit­zen gut − das zeigt: Wir füh­len uns sicher und wohl.

Ein Fleck kommt sel­ten allei­ne!“

Für uns ist es nicht tra­gisch; wir mögen es gar nicht, immer gemaß­re­gelt zu wer­den, und zu viel waschen ist auch nicht gut. Mor­gen zie­hen wir uns um.

Im Inter­es­se unse­rer Bewoh­ner wür­den wir uns freu­en, wenn wir auch Sie gewin­nen könn­ten, uns auf die­sem schwie­ri­gen Weg zu beglei­ten.

Sie wer­den die Erfah­rung machen, dass die­ser Weg uns „Gesun­den“ manch­mal viel abver­langt. Dabei las­sen wir Sie nicht allei­ne. Wir bera­ten Sie ger­ne und bie­ten Ihnen in schwie­ri­gen Situa­tio­nen Hil­fe und Gesprä­che an. Sie wer­den jedoch bemer­ken, dass die­ser Weg für unse­re Bewoh­ner Zufrie­den­heit, Wohl­be­fin­den, Ange­nom­men-Sein und „Zu-Hau­se-Sein“ bedeu­tet.

Auch die Räum­lich­kei­ten wur­den den beson­de­ren Bedürf­nis­sen ent­spre­chend gestal­tet. Die Flu­re sind als Rund­um­weg gestal­tet. Somit kann dem Lauf­be­dürf­nis, das bei an Demenz erkrank­ten Men­schen häu­fig vor­han­den ist, Rech­nung getra­gen wer­den. Lan­ge Flu­re mit totem Ende, die einer Sack­gas­sen­si­tua­ti­on gleich­kom­men, sind nicht vor­han­den. Des Wei­te­ren hat die Wis­sen­schaft vie­le neue Erkennt­nis­se zum Krank­heits­bild gewon­nen, ins­be­son­de­re was die För­de­rung der Ori­en­tie­rung betrifft. Schnell füh­ren zu vie­le Infor­ma­tio­nen zu einer Reiz­über­flu­tung und sor­gen für zusätz­li­che Ver­wir­rung. Daher ist bei den Räum­lich­kei­ten dar­auf zu ach­ten, dass die Farb­ge­stal­tung aus­glei­chen­de Ele­men­te beinhal­tet, sodass ein aus­ge­wo­ge­nes Ver­hält­nis zwi­schen Far­ben, Kon­tras­ten und neu­tra­len Farb­be­rei­chen ent­steht. Vor die­sem Hin­ter­grund wer­den die Zim­mer­tü­ren jeweils farb­lich gestal­tet und mit per­sön­li­chen Gegen­stän­den (z. B. Bil­dern) ver­ziert. Des Wei­te­ren wer­den Außen­lam­pen neben der Tür ange­bracht, um den Ein­druck der eige­nen Haus­ein­gangs­tür und damit das Gefühl des Nach-Hau­se-Kom­mens zu ver­stär­ken. Die Flu­re wer­den innen­lie­gend rot-braun gestal­tet. Die Farb­wahl beruht auf der Tat­sa­che, dass Far­ben im Alter in der Wahr­neh­mung ver­blas­sen. War­me, erdi­ge Töne im Farb­spek­trum rot bis grün­lich wer­den jedoch im Lang­zeit­ge­dächt­nis gespei­chert und wei­ter­hin als ange­nehm emp­fun­den. Zeit­glich wird die Farb­ge­stal­tung auch von jün­ge­ren und gesun­den Men­schen als  posi­tiv wahr­ge­nom­men, sodass sich auch das Per­so­nal und die Besu­cher wohl­füh­len. Blaue Wel­len­län­gen wer­den im Alter auf­grund ver­schie­de­ner Augen­er­kran­kun­gen übri­gens oft nur noch als grau wahr­ge­nom­men und tra­gen nicht zur För­de­rung des Wohl­be­fin­dens bei. Die äuße­re Sei­te des Flu­res bleibt weiß. Dies erhöht den Kon­trast der farb­lich gestal­te­ten Türen. Dadurch wird das Auf­su­chen des eige­nen Zim­mers zusätz­lich geför­dert. Um die ver­schie­de­nen Sin­nes­or­ga­ne anzu­spre­chen, wer­den auf dem Flur Erleb­nis­in­seln durch ein Wand­bild aus ver­schie­de­nen Mate­ria­li­en geschaf­fen (z. B. aus Moos, Kork oder mit Blumen/Kräutern).

Im Rah­men unse­res Ver­an­stal­tungs­pro­gramms fin­den ver­schie­de­nen Akti­vi­tä­ten statt, z. B. Kon­zert­be­su­che, Kochen in der Grup­pe oder Sin­gen in unse­rem eige­nen Demenz­chor.

Bei Auf­nah­me in den geschütz­ten Demenz­wohn­be­reich sind zusätz­lich fol­gen­de Unter­la­gen ein­zu­rei­chen (jeweils mit ärzt­li­cher Unter­schrift):

  • Mini-Men­tal-Sta­tus-Test
  • Cohen-Mans­field-Ska­la
  • Grup­pen­fä­hig­keits­be­schei­ni­gung
    (Es genügt ein kur­zes Schrei­ben, z. B. mit fol­gen­dem Inhalt: „Wir bestä­ti­gen, dass Per­son X in der Lage ist, an Grup­pen­ak­ti­vi­tä­ten und/oder Ein­zel­ak­ti­vi­tä­ten und am Gemein­schafts­le­ben teil­zu­neh­men.)