Seit Anfang Mai finden im Haus Himmelslicht unter der Leitung von Steffen Höschele von der Musikschule Fanny Hensel, Berlin − Zweigstelle Wedding, immer freitagnachmittags um 14:00 Uhr Chorsingen für Menschen mit Demenzerkrankung statt. Im Zentrum jeder Probe steht immer ein Thema (z. B. Sommer), das auf die unterschiedlichsten Weisen besungen und musikalisch beleuchtet wird. In diesem Zusammenhang findet dann auch biografische Arbeit statt (z. B. Wo waren Sie früher im Sommer im Urlaub?), sodass die Senioren sich aktiv erinnern müssen.
Es werden Geschichten, Wissenswertes und Alltagserlebnisse erzählt. Verbunden mit Musik ist das eine schöne Kombination von Biografiearbeit, Gedächtnistraining und das Aufbrechen der im Alter oft einsetzenden sozialen Isolation. Kontinuität ist diesem Bereich sehr wichtig. Das gemeinsame Singen wird von vielen Teilnehmern als kleiner Höhepunkt der Woche empfunden.
Spannend ist, dass der für Musik verantwortliche Bereich im Gehirn von der Demenz nahezu verschont bleibt. Es kommt oft vor, dass Menschen mit Demenzerkrankung sich nicht mehr an ihren eigenen Namen erinnern können, aber durchaus in der Lage sind, ganze Lieder, die sie aus der Vergangenheit kennen, problemlos zu singen. Man kann erleben, wie Menschen, die unter einer Demenzerkrankung leiden, beim Musizieren frei werden und aufblühen. Gefühle stehen im Mittelpunkt und die sonst oft auftretende Selbstzensur bei dieser Krankheit tritt mehr und mehr in den Hintergrund.
Beim gemeinsamen Musizieren werden Barrieren abgebaut, Nähe entsteht. Vorher abwesende Blicke füllen sich auf einmal mit Leben, der Oberkörper richtet sich auf, Finger und Füße beginnen, den Rhythmus zu klopfen, man schenkt sich gegenseitig ein Lächeln und die Gesichter strahlen. Auch das ist Kommunikation − Kommunikation, die ohne Worte auskommt.